„DER MARS WAR BESSER KARTOGRAFIERT ALS DIE ALPEN“

Interview mit Dr. Florian Siegert, CEO von 3D RealityMaps, Partner des Zugspitz Ultratrail und des Transalpine Run

Florian: Was ist 3D RealityMaps und was macht es so besonders?

Wir digitalisieren Berglandschaften in allerhöchster Genauigkeit aus Luftbildern und bieten 3D-Geodaten und Echtzeit-Visualisierung. So können wir die reale Welt auf Computer und Smartphones streamen. Das Besondere ist die Genauigkeit: Unsere 3D-Karte hat eine räumliche Auflösung  von 20 bis 40 Zentimetern – was vor allem in den Bergen wichtig ist, um die Details der Berglandschaft sichtbar zu machen und weil  dort auf geringer Entfernung oft enorme Höhenunterschiede herrschen. Wenn du bei einem Berg aber nur alle 10 oder 20 Meter eine Höhenmessung hast, dann sieht das alles sehr Scherenschnittartig aus.

Wer braucht das?

Alle, die sich auf ihre Touren akribisch vorbereiten wollen, die unterwegs ein Plus an Sicherheit wünschen – und jene, die sich gerne für neue Touren inspirieren lassen!

OK, gehen wir es mal durch. Stichwort Vorbereitung …

Wir haben zum Beispiel viele Bergsteiger, die sich für neue Routen mit unseren 3D Karten vorbereiten, da sie fast auf den Meter genau ihre Routen planen können.

Was die Sicherheit angeht: Dadurch, dass man die Karten offline auf dem Smartphone nutzen kann und seine Position über das GPS des Smartphones sieht – unabhängig vom Mobilfunkempfang ! –  kann man selbst in schwierigstem Gelände, bei schlechter Sicht oder gar im Whiteout sehr sicher navigieren.

Und was haben Trailrunner davon?

Zum einen können sie selbst Touren genauer planen – geht es über Schottergelände, Almwiesen oder durch einen schattigen Wald? Und sie können sich natürlich wunderbar inspirieren lassen durch die Genauigkeit der Darstellung. Und schießlich gilt auch hier der Sicherheitsaspekt, denn bei schlechter Sicht findet man mit unserer App stets den Weg.

Wie ist RealiltyMaps entstanden,  welche Technik steckt dahinter?

Das Deutsche Zentrum für Luft und Raumfahrt hat eine 3D Kamera gebaut, die 2004 zum Mars geschickt wurde um diesen zu kartografieren. Ich habe die Bilder gesehen und dachte nur: Es kann doch nicht sein, dass der Mars genauer kartografiert ist als die Erde! Den Projektleiter kann ich – und so durften wir die Kamera für einen Flug über die Zugspitze nutzen und die ersten hochaufgelösten. 3 D Karten entstanden.

Auch heute noch ist die Erzeugung der 3D-Karten aufwändig und teuer. Allein die Kamera, mit der die Luftbilder aufgenommen werden, wiegt um die  60 Kilogramm, und kostet mehr als eine halbe Million Euro. Anschließend müssen aus den Luftbildern die 3D-Karten berechnet auf riesigen Datenservern gespeichert werden. Auch das ist aufwändig.

Ist die aufwändige Technik auch der Grund dafür, dass die App – zumindest in der Premium Version – recht teuer ist?

Absolut; aber es nicht nur die Hardware, die es so aufwändig macht, sondern die Software, die dahinter steckt. Diese großen Datenmengen müssen ja erstmal so umgerechnet werden, dass man sich das vernünftig anschauen kann. Und unsere Entwickler sitzen alle in Deutschland. Made in Germany – das hat seinen berechtigten Preis. Insgesamt liegen wir aber preislich ähnlich wie unsere Mitbewerber.

Das Ergebnis kann sich ja sehen lassen …

Ich würde mal behaupten, dass wir weltweit für Berglandschaften die genauesten Bilder bieten. Aktuell haben wir die Alpen im Angebot, im Frühjahr veröffentlichen wir die Pyrenäen, den Himalaya, die Kanaren und die Balearen.

Wie lassen sich Touren integrieren?

Ganz einfach über GPX Import wie bei den üblichen Tourenportalen. Bei uns sind außerdem alle Touren der über 100 Berg- und Wanderführer des Rother-Verlages drin! Vorteil: Das sind alles offizielle Qualitätstouren. Und natürlich kann man sich selbst seine Route zusammenstellen: einfach Start- und Zielpunkt sowie Zwischenziele eingeben und schon bekommt man seine individuelle Tour angezeigt.

Was ist in der Pipleline bei RealityMaps?

Das Thema Sicherheit wird noch wichtiger – und genau das werden wir ausbauen. Etwa über Trackerfunktionen für Freunde und Familie oder die Übermittlung von Gesundheitsdaten an Bergretter.

Ich will noch nicht allzu viel verraten, aber es werden auch jede Menge zertifizierte Touren dazukommen.

Vielen Dank!

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